Nicht-Einhaltung der Platzrunden beim Flughafen Braunschweig-Wolfsburg
Einführung verbindlicher Platzrunden?
Oder: Krachend geht ein guter Ansatz unter.
Ein Dauerthema am BWE
Ein Dauerthema am Braunschweiger Flughafen sind Beschwerden über falsch geflogene Platzrunden. In der Sitzung der Fluglärmschutzkommission von Herbst 2016 wird ein Projekt angestoßen, das für die betroffenen Anwohner eine spürbare Verbesserung ihrer Lage versprochen hätte, nämlich die Einführung von verbindlichen Platzrunden.
Verbindlich heißt, die Piloten müssen sich an die festgelegten Flugwege der Platzrunde halten, ansonsten drohen ihnen Sanktionen.
Initiativ dazu wird das Niedersächsische Verkehrsministerium, die Genehmigungs-behörde für den Flughafen Braunschweig, nach einem Hinweis des Bundesaufsichtsamtes für Flugsicherung. Das Ministerium regt an, verbindliche Platzrunden für den Flughafen BWE in Zeiten inaktiver Kontrollzone, wie an Wochenenden, einzuführen. Die Einführung einer verbindlichen Platzrunde hätte auch den Vorteil, dass der Fluglärmschutzbeauftragte eine rechtliche Grundlage bei Verstößen (z. B. in Form von Einleitung eines Ordnungswidrigkeiten-Verfahren) hat.
Fluglärmschutz-kommission folgt dem Vorschlag einstimmig
Die Fluglärmkommission beschließt einstimmig, eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung einer solchen verbindlichen Platzrunde einzurichten.
Der zeitliche Fahrplan ist folgender: In einer Sondersitzung der Kommission Anfang 2017 soll über das in der Arbeitsgruppe erzielte Ergebnis abgestimmt, im Sommer 2017 die Regelungen getestet und im Herbst 2017 die Erfahrungen ausgewertet werden.
Arbeitsgruppe legt Entwurf für verbindliche Platzrunde vor
Die Arbeitsgruppe legt den Entwurf für eine verbindlich festgelegten Platzrunde in einer Sondersitzung im Januar 2017 vor.
Das Ergebnis wird einstimmig angenommen.
Jetzt aber kommt Widerstand vom Flughafen selbst: Im Protokoll der Kommissionssitzung vom April 2017 heißt es lapidar: „Auf Grund der Vorkommnisse bei der Saisonauftaktbesprechung am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg mit den Nutzern des Flughafens wurde vereinbart, dass der Flughafenbetreiber das Thema mit den Nutzern erneut in einer Sitzung des Safety Committees kurzfristig erörtert und eine Stellungnahme zur weiteren Bearbeitung an die Luftfahrtbehörde sendet“.
Übersetzt heißt das: Die Umsetzung verzögert sich!
Flughafen macht Rolle rückwärts
In der Sitzung vom Herbst 2017 heißt es dann: Der Geschäftsführer der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH informiert, dass sich die Flughafenbetreiberin inzwischen dazu entschieden hat, die Kontrollzone während der gesamten Betriebszeiten zu aktivieren, ein entsprechender Antrag wird gestellt. Somit besteht keine Möglichkeit mehr, eine verbindliche Platzrunde zu Zeiten der inaktiven Kontrollzone durch die zuständige Luftfahrtbehörde festzulegen. Damit ist das Vorhaben krachend gescheitert, eines der wenigen Vorhaben, das zum Vorteil der Anwohner gewesen wäre.
Der Vorsitzende bemängelt, dass die Empfehlung der Kommission keine Beachtung findet. Und der Flughafen zeigt einmal wieder sein wahres Gesicht.
Seit dem 15.03.2018 gilt also während der Betriebsöffnungszeiten eine durchgehende aktive Kontrollzone am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg und verbindliche Platzrunden sind wieder in die Ferne gerückt.
Zwei Jahre Bemühen der Kommission für eine Verbesserung der Situation der Anwohner sind durch einen Federstrich des Flughafens zunichte gemacht worden.
Ein Hoffnungsschimmer?
Es war zu erwarten, dass sich durch die auf das Wochenende erweiterte und damit durchgehende aktive Kontrollzone keine Verbesserung bezüglich falsch geflogener Platzrunden ergab, deshalb wurde in der Sitzung der Fluglärmschutzkommission am 25.4.2019 folgendes festgehalten (Auszug aus dem Protokoll der Kommissionssitzung):
„Der Flughafenbetreiber hat eine Anweisung an das Towerpersonal gegeben, dass Requests (Anm.: Bitten auf Platzrunden) von Piloten nur noch angenommen werden, wenn diese (abgesehen von besonderen Wetterlagen oder Sicherheitsbedenken) die empfohlene Platzrunde einhalten."
Dadurch ergibt sich doch noch eine deutliche Verbesserung für die betroffene Bevölkerung. Dies ist wohl auch unserer ständigen Aktivität in diesem Problembereich zu verdanken, indem wir jeden Mangel , den wir aufzeigen, auch belegen.
Wir müssen darauf achten, dass diese Anweisung nun auch gelebt wird.
